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Das Haus am Horn: Der Beginn der Bauhaus-Architektur

Über 100 Jahre modernes Bauen
Wie alles begann
„Was für ein langweiliges Häuschen, das steht heute doch so in jedem zweiten Neubaugebiet und ist nun wirklich nichts Besonderes!“ war einer der ersten Kommentare, den ich hörte, als die Idee für das kleine, kubische Einfamilienhaus 2023 inspiriert durch das 100-jährige Jubiläum der Bauhaus-Ausstellung aufkam. „Stimmt. Allerdings wurde das Gebäude vor genau 100 Jahren geplant und gebaut.“ war meine Antwort.
Mit diesem Wissen betrachtet, erscheint das Gebäude plötzlich in ganz anderem Licht und es wird klar, welchen weitrechenden Einfluss die Architektur der frühen 1920er hatte und immer noch hat. Doch dazu später mehr.
Aufmerksam wurde ich erstmals vor ein paar Jahren auf das Gebäude bei einem Besuch in Weimar. Ich las über eine „Musterhaus-Siedlung am Horn“, die man besuchen könne allerdings war das Wetter zu gut und ich entschied mich damals fürs Goethe-Haus und einen ausgiebigen Spaziergang im Park. Auf einem weiteren Spaziergang vor gut zwei Jahren am Bodensee „stolperte“ ich über eine Gedenktafel, die an Georg Muche, den Bauhaus-Architekten erinnerte. Er verstarb 1987 in der Nähe von Lindau also fast in der Nachbarschaft und meine Neugier war geweckt.
Nach einigen groben Recherchen und vielen Querverweisen in Bauhaus-Büchern von Taschen usw. wurde ich auf das Buch „Haus am Horn: Bauhaus-Architektur in Weimar“ aufmerksam. Das Buch beleuchtet neben den architektonischen Grundideen, Baustoffen und Innovationen auch gesellschaftliche Aspekte, die bei Design und Umsetzung des Gebäudes berücksichtigt wurden. Je tiefer ich mich in das Musterhaus rein las, umso mehr erschloss sich mir die Bedeutung des Baus.
Die Geschichte des Vorbilds
Das „Haus am Horn“ wurde 1923 anlässlich der ersten Bauhaus-Ausstellung in Weimar geplant und in nur wenigen Monaten errichtet. Der vom Bauhaus-Meister Georg Muche stammende Entwurf war revolutionär. Beim Bau kamen konsequent neueste Baumaterialien und Erkenntnisse aus Forschung und Lehre der Weimarer Schule zum Einsatz. Es ist die erste und einzige Architektur, die das Bauhaus in Weimar realisierte. Mit dem "Haus am Horn" veranschaulichten die verschiedenen Werkstätten des Bauhauses, wie sie sich zeitgemäßes Wohnen vorstellten. Alle Räume sind um den innenliegenden, zentralen Wohnraum platziert, der über ein Oberlicht mit Tageslicht versorgt wird. Eine Besonderheit des Grundrisses ist die klare Zuordnung der Räumlichkeiten nach ihren Funktionen.
Anstelle einer großen Wohnküche war die Küche z. B. ausschließlich für die Zubereitung der Speisen gedacht, im Esszimmer sollte nur gegessen werden. Das Haus verfügte über mehrere kleinere, aber klar strukturierte Räume, die durch modernste Technik ergänzt wurden, wie zum Beispiel eine Zentralheizung im Keller und gasbetriebene Durchlauferhitzer in Bad und Küche. Moderne Haushaltsgeräte wie Gasherd, Staubsauger und Kaffeemaschine zielten darauf ab, die Arbeiten der Hausfrau zu erleichtern, um ihr mehr Zeit für geistige Tätigkeiten einzuräumen. Konsequent ist daher auch das Fehlen von zusätzlichen Räumen für Dienstpersonal: Die drei- bis vierköpfige Familie sollte hier eigenständig wirtschaften.
Damit spiegelt das Musterhaus "Haus am Horn" die Auffassung einer geänderten sozialen Wirklichkeit wieder. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass das Gebäude bei der Ausstellungseröffnung von Presse und Kritikern kontrovers diskutiert wurde. Die ausführenden Arbeiten übernahm das Architekturbüro von Walter Gropius, Gründer und erster Direktor des Bauhauses. Ein damals noch weitgehend unbekannter Student am Bauhaus in Weimar, Marcel Breuer, entwarf für die Innenräume seine ersten Möbel, darunter einen Toilettentisch für die Dame des Hauses – sein Gesellenstück. Über die Wirren der 1930er- und 1940er-Jahre hinaus polarisiert das "Haus am Horn" bis heute. Für Verfechter des Bauhauses und seiner gestalterischen Prinzipien ist es in seiner Schlichtheit sowie Funktionalität ein elegantes und zeitloses Gebäude, das bereits vor über 100 Jahren gesellschaftliche Entwicklungen vorhersah und architektonische Lösungen aufzeigte: eine Ikone der Architektur, die seit 1996 UNESCO Weltkulturerbe ist.
Lizenziert als Original Bauhaus Modell
Da ich selber Design-Fan und Freund der Bauhaus-Architektur bin, ging ich mit der Idee, das Musterhaus als Modellbausatz zu produzieren auf das Bauhaus Archiv in Berlin zu und war äußerst erstaunt, als ich dort auf offene Ohren und die Bereitschaft zur Unterstützung bei der Entwicklung traf. Ich hatte eigentlich gefürchtet, dass wir mit unserem kleinen Projekt untergehen könnten, das Gegenteil war aber der Fall. Das Bauhaus Archiv e. V. unterstützte uns bei der Entwicklung und Zusammenstellung der Informationen und mit Plänen und die bauhaus archiv GmbH gewährte uns sogar die begehrte offizielle Lizenz „Original Bauhaus Modell“. Dadurch, dass wir auf dem Modellbausatz das Bauhaus-Signet nach dem von Oskar Schlemmer entworfenen Zeichen aufbringen dürfen, ging für mich persönlich ein kleiner Traum in Erfüllung.
Der NOCH Laser-Cut Bausatz ist exakt im Architektur-Maßstab 1:100 umgesetzt und eignet sich damit auch hervorragend für die Verwendung in der Spur H0. Der Bausatz wird aus Karton präzise gelasert. Bei der Verpackung wird auf unnötiges Plastik verzichtet. Eine ausführliche Bauanleitung und der passende Laser-Cut Spezial-Kleber liegen bei.
Der NOCH Modellbausatz wird auch im Bauhaus Shop Berlin geführt.
Vielen Dank
Der dem Entwurf von Georg Muche werkgetreu nachempfundene Modellbausatz „Haus am Horn“ ist von der bauhaus-archiv GmbH Berlin lizenziert. Bei der Entstehung hat das Bauhaus Archiv e. V. umfangreich unterstützt und beraten. Wir möchten uns bei beiden Gesellschaften und Vertretern herzliche bedanken und freuen uns, Ihnen ein kleines Stück Architektur-Geschichte im Architektur-Maßstab 1:100 anbieten zu können.